Freitag, 16. November 2012

90 und 10


Neunzig + zehn sind?
Richtig, einhundert.

Beim Golfen sagt man, dass 100% des Leistungsfähigkeit eines Spielers sich aus 90% Trainingsfleiß und 10% Talent zusammensetzen. Alle Golfer können bestimmt genau wie ich bestätigen, dass es beim Golfen in der Tat sehr viel Fleiß und noch mehr Trainings bedarf um wirklich gut zu werden. Nicht dass ich erfolgreich wäre, dazu sind meine 90% Trainingseinsatz deutlich zu gering. Und was dieses Trainingsdefizit noch schlimmer macht: Die mehr als 10% Talent die ich bräuchte um ein besserer Golfer zu werden, habe ich nicht.

Was auch nicht schlimm ist, denn die von mir aufgewendeten 90% Trainingsfleiß sind bei mir im vereinbaren Teil meiner zeitlichen Verfügbarkeiten. Auch wenn einige Menschen in meinem Umkreis denken, ich würde zu viel golfen, was ich leider nicht ansatzweise tue, wenn ihr mich fragt.
Dennoch merke auch ich, trotz fehlenden Talents und zu geringem Trainingsaufwands, dass sich Training auszahlt. Je mehr ich trainiere, desto „besser“ werden wenigstens meine Fehlschläge. Und das ist etwas was wirklich wichtig ist, denn schon der großartige Seve Ballesteros (oder war es der ebenfalls großartige Arnold Palmer?) wusste zu berichten, 
dass ein Golfer pro Runde maximal zwei wirklich gute Schläge hat. Und das die Kunst beim Golf darin bestünde, die Fehlschläge so zu gestalten, dass sie möglichst wenig Schaden anrichten. Ich kann das nur uneingeschränkt bestätigen. 
Nicht, dass ich pro Runde zwei perfekte Schläge habe. Es sind eher zwei, aus meiner Sicht der Dinge, sehr gute Schläge und die Fehler die sich langsam „verbessern“ die mein spiel "Besser" machen. Klingt für Nicht-Golfer vielleicht komisch, ist aber wirklich so. 
Als Golfer lernt man/Frau sehr schnell, dass auf jeder Golfrunde zahlreiche Fehlschläge dabei sind. Die Frage ist nur, wie schlimm diese Schläge sind. Bei dem einen sind es halt gar nicht erst getroffene Bälle, beim nächsten irgendwelchen wilden Flugkurven, beim Pro sind es kurze Annäherungen, die nicht am Stock liegen… Egal, sie sind einfach da, diese Fehler, dass muss man akzeptieren. Ich glaube sogar, dass diese Fehler und der Versuch es beim nächsten Mal besser zu machen, die Hauptmotivation eines jeden Amateur-Golfer sind, sich bei Wind und Wetter auf die Wiese zu begeben.Abgesehen von der Tatsache, dass sich immer noch zu viele zu gerne auch über ihr persönliches Golf-Handicap definieren.

Mein Golf-Handicap ist übrigens definitiv zu wenig Zeit...
Generell gilt bei den Fehlern dann natürlich auch, je weniger schlimm sie sind, desto besser wird das Ergebnis. Ich bin inzwischen froh, wenn ich die schlimmsten Fehler gebündelt an einer Bahn mache, denn dann ist wenigstens nur diese Bahn „versaut“ und dank Stableford ist das kein Beinbruch in meinem Ergebnis. Manchmal schaffe ich es inzwischen sogar, mit einem wirklich guten Schlag, zwei schlechte an einer Bahn fast wieder auszugleichen. Training hilft also. Und es kann gar nicht genug Training sein.
Das dazugehörige Talent hilft dann aus den Fehlern das bestmögliche herauszuholen. Wie oft sieht man Pros in Situationen, in denen Amateurspieler im Leben nichts mehr holen würden, während die oft noch mit Zauberschlägen ihren Score retten.
Das aktuell sichtbarste und daher beste Beispiel dafür ist immer und immer wieder Bubba Watsons zweiter Schlag im Stechen beim Masters, als er seinen Abschlag rechts in den Wald geschlagen hat. Und von da eigentlich nie im Leben aufs Grün kann.
Eigentlich.


Er konnte, weil er dieses unglaubliche Talent hat, diese Flugkurven zu spielen. Seve Ballesteros war auch immer einer von den Spielern, die sich aus den brenzligsten Situationen mit Zauberschlägen zu retten wussten.

Phil Mickelson ist auch wegen dieser Schläge einer der beliebtesten Golfer aller Zeiten.

 
Einer dieser magischen Phil Mickelson Momente. 2010 beim Masters.Unfassbar.

Genau hier liegt halt ein gravierender Unterschied zu anderen Einzel-Sportarten, wie zum Beispiel Tennis. Man spielt bei allen anderen Sportarten immer gegen andere. 
Da kann man nach einem eigenen Fehlschlag vllt. noch hoffen, dass der Gegner diesem Fehler einen eigenen, viel schlimmeren folgen lässt. Sonst ist der Punkt weg. 
Tennis ist auch genau aus diesem Grunde eine der Sportarten, in denen man auch ohne (großes) Talent und mit ganz viel Fleiß die Nummer 1 der Welt werden kann. Wer erinnert sich nicht an Ivan Lendl?
Der nach Amerika ausgewanderte Tscheche sagte einmal über sich und sein Tennisspiel, dass er völlig talentfrei und nur dank intensivstem Training die Nummer 1 geworden sei. Nach einer Woche Tennisurlaub bräuchte er mindestens fünf Wochen intensiven Trainings um wieder einigermaßen ins Spiel zu kommen. 

Undenkbar im Golf, denn da hilft einem in schwierigen Situationen nur noch Talent und Glück. Und kein Fehlschlag eines Gegners. Aber dieses Talent und dieses Glück kann man sich halt auch immer wieder ein stückweit erarbeiten, um dann daraus das besondere zu machen. Und wenn man besonders viel von den 10% an Talent hat und das dann noch mit Ehrgeiz und Fleiß kombiniert, kann man irgendwann auch ganz oben stehen.

So wie die aktuelle, unumstrittene Nummer 1 in:
der Weltrangliste, der US-PGA Tour Money-List und im Race-to-Dubai, 
On the top of the golf-world - Rory McIlroy

Rory McIlroy. 
Mehr geht nicht. Und das alles bereits im Alter von 23 Jahren. Aber er hat halt sehr früh angefangen und immer fleißig trainiert. Und dazu halt eine Menge Talent

Da fällt mir ein. 
Ich war schon ewig nicht mehr auf der Range. Wobei ewig in diesem Zusammenhang tatsächlich zwei Wochen bedeutet.
Ich bin dann mal weg. Würde ich jetzt gerne sagen. Bin ich aber nicht, denn es gibt Dinge die wichtiger als Golf sind...

2 Kommentare:

  1. Darauf ein Amen.

    So und zwar genauso ist es. Ich denke jeder trainiert zu wenig. Aber das schlimmste ist diese Frustration bei einem Fehlschlag obwohl man weiß das man diesen einen Schlag eigentlich drauf hat. Wie oft habe ich schon in die Schlägergebissen, und den Platz wutschnaubend verlassen. Ich wollte alles hinwerfen. 5 Minuten später weiß ich dann vermeintlich was ich falsch gemacht habe und will sofort zurück und alles besser machen. es ist ein Teufelskreis.

    Die Recoveryschläge der Pros sind toll, der Bubba Schlag ist für mich mindestens der Schlag des Jahres. Der Schlag vom Micholson auf der 13 ist aber auch nicht schlecht, ich errinere mich mich noch dran. ich bin von der Couch aufgesprungen als ich es gesehen habe der Wahnsinn.

    Dennoch glaube ich das gerade diese Schläge nicht das größte Problem sind. Wenn man sich vorstellen kann was man machen will dann gelingt es eigentlich auch. Gelingt es nicht dann hat man ja eh nichts anderes erwartet. Das 7er Eisen vom Fairway bei Wintstille das 30 Meter zuweit links landet, das sind die Dinger die schwer zu verdauen sind.

    Ach ja, Roooooooooooryyyyyy

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  2. Bei Mickelson gibt es ohnehin ständig diese Dinge wo man denkt: Wie geht das bitte?

    Auch sensationell, auch wegen der Situation, der Monsterputt von Rose auf der 17 beim Ryder Cup gegen Mickelson.

    Was man auch gut sehen kann:
    30 meter links von der Fahne sind bei mir die guten Annäherungen :-)

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